Partnerschaften

von Lausitzer Perspektiven

Lernen im Essbaren Dorf

In Raddusch wird weiter gemeinsam entwickelt & gestaltet

In der Sport- und Kulturscheune Im Spreewalddorf Raddusch gibt es einen neuen Teamsport: das gemeinschaftliche Gestalten der Außenanlage. Mit Hilfe der SPREEAKADEMIE und Landschaftsplanerin Annegret Huth hat die Spielvereinigung 1924 e.V. von Mai bis Juli drei „Gestaltungsworkshops“ für Radduscher*innen durchgeführt. Die Workshops fanden statt im Projekt „Lernen im essbaren Dorf“, das durch ELER finanziell unterstützt wird.

Das Sozialunternehmen legt die Gestaltung von Raddusch zu einem „essbaren Dorf“ als partizipativen Prozess an. Kein Wunder! Wird die SPREEAKADEMIE mit einem Vorhaben beauftragt, stellt es die Mitsprache, Mitbestimmung und Mitwirkung der Nutzenden vornean.

 

Von der Idee zur Umsetzung mit Gestaltungsworkshops

Während der Workshops ging es darum, die naturnahe Gestaltung der Außenanlage der Sport- und Kulturscheune und der Freiwilligen Feuerwehr vorzubereiten. Vertretende vom Sportverein, vom Jugendclub und der Feuerwehr, der Ortsbeirat und Nachbar*innen haben den Gestaltungsprozess gemeinsam durchlaufen.

  1. Workshop: Hier standen eine Einführung zu „naturnaher Gestaltung“, eine erste Ideensammlung und eine Bestandsaufnahme der vorhandenen Bedingungen und Nutzungsanforderungen auf der Agenda. „Was gefällt uns auf dem Gelände und soll bleiben? Welche neuen Ideen und Wünsche möchten wir umsetzten? Was und wer muss dabei beachtet werden?“ Dies waren die leitenden Fragen in der Anfangsphase.
  2. Workshop: Im Modellbauworkshop mit Landschaftsplanerin Annegret Huth veranschaulichten Teilnehmende die Ergebnisse aus dem ersten Workshop in einem haptischen Modell.
  3. Workshop: Zum Abschluss der kleinen Workshopreihe stellte Annegret Huth den Pflanzplan für den Standort Sport- und Kulturscheune/Freiwillige Feuerwehr vor. Sie erläuterte den Planungsprozess, die Auswahl der Pflanzen und beantwortete Fragen.

Im nächsten Schritt geht es endlich um die Umsetzung. Sobald das bestellte Pflanzmaterial ankommt, werden alle ehrenamtlich Beteiligten mit Muße und Spaten zu den Pflanzaktionen antreten.

 

Tipps und Tricks

Das Arbeiten mit Beteiligung – auch, aber nicht nur in ländlichen Räumen – birgt stets neue Lernerfahrungen. Übung macht die*den Meister*in? Wenn man bereit ist, das eigene Vorgehen zugunsten des Prozesses anzupassen, dann ja!

Rückblickend auf die drei Workshops gibt die SPREEAKADEMIE Tipps und Tricks:

  • Es ist empfehlenswert, die Leute vor Ort von Anfang an mit einzubeziehen.

Die Nutzenden kennen die Gegebenheiten am besten. Sie bringen eventuell bereits eigene Ideen mit. Außerdem stärkt es die Teilhabe an einem Vorhaben und das kollektive Verantwortungsgefühl, wenn man sich von Anfang an angesprochen und gemeint fühlt.

  • Es ist vorteilhaft, die Veranstaltungen in Präsenz durchzuführen.

Bei der Gestaltung von realen Räumen verleiten Online-Veranstaltungen zu wenig hilfreichen „Abstraktionen“. Am Ort der Umsetzung hingegen lassen sich falls nötig direkt Maße nehmen, können Bestände begutachtet und Abwägungen vorgenommen werden. Das bringt den gesamten Prozess schneller voran und macht deutlich mehr Spaß!

  • Es ist hilfreich, stets mit einer Einführung ins Thema zu beginnen.

Eine Einführung hilft, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen und unterschiedliche Ansichten zu diskutieren. Nehmen wir als Beispiel einen Wildblühstreifen. Für die einen liegen die Vorteile dieser Bepflanzung auf der Hand. Für andere passt das Wort „wild“ nicht zu ihrer Vorstellung eines gepflegten Außenbereichs. Das bedeutet nun nicht das Ende des Wildblühstreifens. Doch es ist gut, darüber gesprochen zu haben, dass es unterschiedliche Erfahrungen und Ansichten gibt. Sie fließen in die gemeinsame Lösungsfindung ein. Wird die Einführung übersprungen, tauchen im Prozess leichter Missverständnisse auf oder verhärten sich.

  • Beteiligte bleiben eher am Ball, wenn Planung und Umsetzung Hand in Hand gehen.

Schon während ein Vorhaben geplant wird, kann mit seiner Umsetzung begonnen werden – zum Beispiel durch den Bau eines Modells. Es stärkt das Gemeinschaftsgefühl, die Selbstwirksamkeit und den Enthusiasmus für ein Vorhaben, wenn nicht nur geredet, sondern auch gemacht wird.

 

Dass Radduscher Beispiel zeigt einmal mehr, dass zahlreiche der lokalen Lausitzer Initiativen „Partizipation“ im Sinne von Mitsprache, Mitbestimmung und Mitwirkung großschreiben. Nichtsdestotrotz ist jeder Prozess eigen. Was funktioniert – und was nicht – lässt sich nicht als Blaupause auf beliebige Vorhaben übertragen. Stets spielen orts- und situationsabhängige Faktoren zusammen.

Passt ein Projekt zum Ort?

Gibt es ausreichend Menschen mit Kapazitäten und Ressourcen zum Mitmachen?

Bin ich selbst bereit, mich auf den Prozess einzulassen?

Das sind nur drei wichtige Fragen, die es individuell zu beantworten gilt. Beteiligung geschieht und gelingt nicht von selbst. Wir wissen jedoch und wiederholen es oft: Im Sinne einer nachhaltigen lokalen und regionalen Entwicklung und einer lebenswerten Lausitz ist es nicht mehr zeitgemäß, sich auf eine „Installation“ vorgefertigter Pläne zu verlassen.

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